„Die Hoffnung stirbt nicht“: Verabschiedungsgottesdienst von Pfarrer Ralf Steiner nach 20 Jahren aus Exter

Erstellt am 28.06.2021
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Ein bewegender, aber zuversichtlicher Abschied von Pfarrer Ralf Steiner aus Exter: Der schwer erkrankte Seelsorger verabschiedete sich am Sonntagabend nach 20 Jahren von seiner Gemeinde in der Autobahnkirche. „Es tut gut, in so viele bekannte Gesichter zu schauen“, so Ralf Steiner zu Beginn seiner Predigt. Dass er diesen Verabschiedungsgottesdienst feiern könne, habe man nicht für möglich gehalten. Seit seiner Diagnose im August 2020 habe er sein Gottvertrauen und seine Zuversicht trotzdem behalten und stimmte mit der Gemeinde den Schlager „Lebt denn der alte Holzmichl noch?“ an. „Ja, er lebt noch - stirbt nicht!“ Ralf Steiner erzählte von seinem 10-Punkte-Plan, der ihm Zuversicht für die kommenden Monate gebe: „Meine letzten Wünsche lasse ich mir nicht nehmen - und meine Hoffnung erst recht nicht.“ So wolle er noch einmal Urlaub an der Nordsee machen und seine Frau kirchlich heiraten. Dass er in Zeiten der schweren Krankheit die Hoffnung nicht verloren habe, sei für ihn als Christ selbstverständlich: „Darüber habe ich 20 Jahre gepredigt und ich kann sagen: Es stimmt.“ Mit einer Zeile aus Udo Jürgens’ „Immer wieder geht die Sonne auf“ brachte Ralf Steiner seine Botschaft auf den Punkt: „Dunkelheit für immer gibt es nicht.“ Steiner weiter: „Die Botschaft vom Leben berührt jeden. Die Hoffnung stirbt nicht.“ Als Zeichen solcher hatte der Seelsorger der Gemeinde eine Osterkerze gespendet, die Pfarrerin Gerda Gödde entzündete. In seinen möglicherweise letzten Monaten wolle Steiner jeden Tag leben und lachen - getreu seines Mottos „Tumor ist, wenn man trotzdem lacht.“

Musikalisch untermalt wurde der Gottesdienst vom Exteraner „Chörchen“. Katrin Knefelkamp, Lisa Deierling, Kristina Boldt, Maren Krömber, Eckhard Lenger, Peter Meyer und Harald Knefelkamp sangen von Elke Nötel am Keyboard begleitet berührende Stücke wie „Ich bin erlöst, vergnügt, befreit“ von Hüsch/Spengler oder „Spuren im Sand.“ Bereits vor dem Gottesdienst spielte der Posaunenchor Exter in der Sonne vor der Kirche. Offiziell aus seinem Pfarrdienst in der Gemeinde entpflichtet wurde Ralf Steiner von Superintendentin Dorothea Goudefroy: „Fast auf den Tag genau 20 Jahre bist du Pfarrer der Kirchengemeinde Exter und hast auch den Bonneberg dazu gewonnen – nicht nur den Ort, sondern wirklich auch die Herzen der Gemeindeglieder. Du hast 20 Jahre lang viel gegeben, aus vollem Herzen und mit Freude.“ Mit dieser spürbaren und oft auch hörbaren Freude habe er es geschafft, das Evangelium zu allen Menschen im Ort zu tragen. Dass sei bereits in Steiners Bewerbungsschreiben von 2001 Sätze heraus zu lesen gewesen: „Mein Bild von Gemeinde ist der offen einladende Ort zum Leben, an den es sich lohnt zu gehen, weil man dort ernstgenommen und angenommen wird und Ermutigung und Kraft für die Fragen und Sorgen des eigenen Lebens bekommt.“ Goudefroy hob Steiners treuen Dienst und seine Liebe zur Gemeinde hervor. Vieles im Dienst eines Pfarrers bleibe im Verborgenen, ganz besonders die seelsorglichen Gespräche, die er mit den Menschen vor Ort und auch in der Notfallseelsorge geführt habe.

Dieser besondere Schwerpunkt seiner Arbeit habe Ralf Steiner in ganz Westfalen bekannt gemacht, sagte Matthias Rausch, Pfarrer für Notfallseelsorge in der Region Ostwestfalen. Über Jahrzehnte hatte sich Ralf Steiner um die Koordination der Notfallseelsorge im Evangelischen Kirchenkreis Vlotho gekümmert und war selbst als Notfallseelsorger im Einsatz. „Du warst die Leitstelle für die Notfallseelsorge in Vlotho und hast Kollegen und Ehrenamtliche dafür begeistert“, fasst Matthias Rausch den Dienst von Ralf Steiner zusammen.

Bürgermeister Rocco Wilken lobte Ralf Steiner als Freund und echten Exteraner: „Ralf, du warst immer mittendrin, immer ansprechbar und hast viele Spuren hinterlassen.“ Besonders seine Seelsorge für die Vlothoer Feuerwehr wisse er zu schätzen: „Ein Steiner in Exter ist etwas ganz besonderes“, so Wilken weiter. Mit seinem Wirken und seinem „Herz auf der Zunge“ habe Ralf Steiner die Gemeinde und die Stadt geprägt.

Presbyter Heinz Twelsiek fasste in seiner Ansprache das Wirken und Leben von Ralf Steiner in Exter zusammen: „Als wir dich 2001 zum Pfarrer in unserer Gemeinde gewählt haben, hast du viel frischen Wind gebracht. Das war die richtige Wahl.“ Twelsiek hob Meilensteine wie die Gründung des Fördervereins der Kirchengemeinde, den Umbau und die Neugestaltung der Autobahnkirche 2007, die ökumenischen Gottesdienste an der Mühle, die Blaulicht- und Fernsehgottesdienste hervor. Aber besonders werden ihm die Predigten von Ralf Steiner in Erinnerung bleiben: „Du hast uns den Spiegel vorgehalten und uns den Weg für die Zukunft gezeigt.“ Wünsche für die kommenden Monate gab es nach dem Gottesdienst auch von Pfarr-Kollegen, dem Jugendreferat im Kirchenkreis, der Frauenhilfe und dem Kindergarten „Villa Kunterbunt“, von Ortsvorsteher August-Wilhelm König, Ulrich Ammon vom Bildungswerk Horizonte und der Mendel-Grundmann-Gesellschaft, sowie von Hans-Herbert Obermowe, der Ralf Steiner spontan zum Ehrenmitglied im Reitverein von Bismarck Exter machte. Superintendentin Dorothea Goudefroy gibt Ralf Steiner mit auf den Weg: „Meine Bitte an unseren Gott: Dass du seine Gabe der Fülle und des Lebens erfährst in jedem Moment deines Lebens. In dieser und der kommenden Welt.“ Ralf Steiner wandte sich zum Schluss voller Dankbarkeit an seine Gemeinde: „Ich danke euch, dass ich euer Pfarrer sein durfte. Ihr habt mich ertragen und mich getragen. Es war eine gute Zeit.“

Das Presbyterium der Kirchengemeinde Exter Bonneberg und vorne von links: Simone Dau (Lebensgefährtin), Pfarrer Ralf Steiner, Superintendentin Dorothea Goudefroy, Pfarrerin Gerda Gödde, Stefanie Schröder (Vorsitzende des Presbyteriums)