Bunte Fliesen oder doch lieber Ostereier?

Bunte Fliesen oder doch lieber Ostereier?

Bunte Fliesen oder doch lieber Ostereier?

# Andacht

Bunte Fliesen oder doch lieber Ostereier?

Es ist schon viele Jahre her, da verbrachte ich ein Freiwilligenjahr in einer Gemeinschaft mit Menschen mit einer geistigen Behinderung. Das Highlight des Jahres: der lange geplante Sommerurlaub im Aostatal. Ein idyllisch gelegenes Ferienhaus in etwa 2000 Meter Höhe sollte unser Verbleib für zehn fantastische Tage sein. Wir gingen mit dem Sonnenaufgang los zum Wandern, feierten Open Air Andachten und badeten in frischen Bergseen. Wir buken Kuchen und kochten, und gingen natürlich auch lecker Eis essen.

Das Haus war schon etwas älter, doch das störte keinen. Eines Morgens jedoch, kurz vor Abreise, waren wir dabei aufzuräumen, als plötzlich ein Knacken zu hören war, das immer lauter wurde. Wir waren beunruhigt: Was war das?

Und plötzlich sah einer der Bewohner, wie ein Riss am Ende des Raumes begann sich auszubreiten. Panik brach aus. Was geschah? Einige waren so in Angst, dass sie sich kaum beruhigen ließen. Doch dann beruhigte sich alles. Das Geräusch war verklungen. Alles war wie vorher. Nur: Ein Riss zog sich quer durch den ganzen Raum. Die Fliesen waren entlang der Diagonale gebrochen. Das ließ sich nicht reparieren.

Endlich fiel die Spannung ab, wir konnten wieder lachen. Uns kam die Idee:

Die beste Erinnerung an diesen Urlaub ist eine gebrochene Fliese. Wir gestalteten sie anschließend gemeinsam. Jeder eine eigene Fliese. Bunt wie das Leben wurden sie, unsere Fliesen. Aus etwas, das kaputt ging, wurde etwas wunderschönes, Neues. Ich habe sie immer noch zuhause, meine Fliese. Sie erinnert mich an unvergessliche Erlebnisse mit besonderen Menschen. Und sie erinnert mich an Ostern.

Liebe Lesende: Wir feiern Ostern. Ostern, das erste Mal in der neuen Kirchengemeinde. Anders. Manches fehlt. Fällt weg. Vertrautes. Doch: An Ostern feiern wir, dass Gott stärker ist als der Tod. Wir versammeln uns, um Gottes großartiges Versprechen, den Abbrüchen und Enden in unseren Leben etwas anderes entgegenzusetzen: Leben und Ewigkeit. Manchmal sehen wir den Riss. Den Bruch. Das Verletzliche und das, was zu Ende geht. Doch Ostern ist diese Hoffnung: Dass im Zerbrochenen Neues wachsen kann. Dafür steht unser Gott, der am Kreuz die menschliche Verletzlichkeit auf sich nahm und neues Leben schuf.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein Osterfest, an dem unsere Hoffnung spürbar wird - und das auch ganz ohne zerbrochene Fliesen!

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