06/11/2025 0 Kommentare
Rückblick, Ausblick und Fernblick für Vlotho
Rückblick, Ausblick und Fernblick für Vlotho
# Neuigkeiten

Rückblick, Ausblick und Fernblick für Vlotho
Noch kein Jahr ist die neue Ev. Kirchengemeinde Vlotho alt. Doch so viel sei inzwischen geschehen und so viele Pläne würden gerade umgesetzt, dass es Zeit sei für eine Bestandsaufnahme, dachte die Gemeindeleitung und lud bereits im Oktober zu einer ersten Gemeindeversammlung mit Jahresrevue.
Zwischen „Trauer und Aufbruch“ war die Stimmung im vollbesetzten Saal des Gemeindehauses St. Stephan. Für die Vortragenden kam noch ein Faktor dazu: Spontaneität, denn Krankheit und ein Unfall bedeuteten, dass Pfarrer Christoph Beyer, Pfarrerin Renate Wefers und Katharina Theine nicht wie geplant am Mikrophon stehen konnten. So mussten Pfarrerin Geeske Brinkmann sowie Claudia Strong und Stephan Gimbel vom Bevollmächtigtenausschuss die Leitung des Abends kurzfristig - aber erfolgreich - übernehmen.
Ein ganzes Jahr voller Ereignisse in nur neun Monaten
Der einleitende Rückblick über die erste Monate der neuen Gemeinde zeigte eindrucksvoll, wie viel sich bereits im kirchlichen Leben in Vlotho getan hat. Vom Festgottesdienst, mit dem die Kirchengemeinde Vlotho ins neue Jahr und in ihr Gemeindeleben gestartet war, über die ersten zentralen Konfirmationsgottesdienste bis hin zu erfolgreichen Konzerten und dem Gemeindefest zum großen Doppeljubiläum an St. Stephan waren die ersten neun Monate vollgepackt mit Prämieren und Kontinuitäten. Es gibt einen neuen Gemeindebrief, professionell vom Redaktionsteam um Jürgen Gebhart und Geeske Brinkmann geleitet und bereits von einem Branchenmagazin als herausragendes Beispiel für moderne Gemeindebriefe prämiert. Und im Sommer regte sich bereits das Gemeinschaftsgefühl der Vlothoer Kirchengemeinde, als sie sich erfolgreich mit spontanen Aktionen und einer Unterschriftensammlung für den Erhalt der Kantorenstelle an St. Stephan einsetzte.
Wie waren die Vlothoer hierher gekommen? Zeit für einen Blick zurück: Die Vorgängergemeinden hatten sich in intensiven Gesprächen einander angenähert und die Vereinigung im letzten Jahr beschlossen. Da viel der haupt- und ehrenamtlichen Arbeit bereits über die einzelnen Gemeindegrenzen lief, blieb letztlich die regionale Ausrichtung der geplanten Gesamtgemeinde die Hauptfrage, denn sie beeinflusst auch das Selbstverständnis und die Arbeit in der Gemeinde. Die langfristige Entwicklung hatte für einzelne Gebäude, wie das Gemeindehaus in Wehrendorf oder die Jubilatekirche in Bonneberg, bereits vor diesen Überlegungen keine Perspektiven gelassen, und ihre Aufgabe war schon vor der Entstehung der neuen Gemeinde beschlossene Sache. Doch wie würde sich die Landschaft angesichts steigender Kosten bei den anderen Gebäuden entwickeln: Dezentral in den Ortsteilen rund um die Kernstadt, oder zentral, mit der Infrastruktur eines großen Gemeindezentrums an St. Stephan, und weniger Gebäuden, wenn nicht weniger Präsenz, in der Fläche? Denkbar knapp entschieden sich die Vertreterinnen und Vertreter der Vorgängergemeinden für die zentrale Lösung.
Pläne werden umgesetzt
Die Gemeinde hat sich für die ersten beiden Jahre daher eine Probephase gesetzt, in der das zentrale Konzept geprüft werden soll. In mehreren Ortsteilen ist bereits viel geschehen. Das Gemeindehaus in Wehrendorf ist zurückgebaut, aber das kirchliche Leben hat sich damit nicht aus der Fläche zurückgezogen: Obwohl auch die Kreuzkirche Wehrendorf seit April nicht mehr als reguläre Gottesdienststätte genutzt wird, haben hier die Kirchlichen Vereine in Wehrendorf eine neue Heimat gefunden.
In Exter entsteht ein neues Modell der Nachnutzung für das Gemeindehaus an der Autobahnkirche, erdacht von der Kirchengemeinde, dem Rat und der Stadt Vlotho und vom örtlichen Dachverein Exter Dorf-Aktiv e.V.. Auf dem Gelände soll der dringend benötigte neue Standort der Feuerwehr entstehen, und das eigentliche Gemeindehaus wird zum Dorfgemeinschaftshaus und neuen Treffpunk für Exter. Auch Aktivitäten der Gemeinde sollen hier, gleichberechtigt mit den anderen Akteuren der Exteraner Zivilgesellschaft, stattfinden können. Im neuen Jahr erwartet die Gemeinde die Unterzeichnung des Vertrags mit den kommunalen Partnern.
Auch anderswo herrscht Bewegung: Der Twentys Pub ist nach St. Stephan umgezogen. In Valdorf habe das Konzept der „Kirche ohne Bänke“ gezeigt, wie vielseitig selbst eine historische Dorfkirche nutzbar sei, und mehrere Gruppen sind auch hier in die Kirche oder nach St. Stephan umgezogen. In St. Stephan könnte es sogar noch einen Schritt weitergehen: Angesichts der schieren Größe der Doppelkirche biete sich hier eine Haus-in-Haus-Lösung an. In Zusammenarbeit mit den Architekturstudenten der Hochschule Bielefeld, Campus Minden, sollen dafür mögliche Lösungen gefunden werden - ein Projekt mit Modellcharakter weit über Vlotho hinaus.
Für das Uffelner Gemeindezentrum gehe es in eine säkulare, nicht-kirchliche Richtung, erklärte Stephan Gimbel. Mehr als ein Dorfgemeinschaftshaus könnte hier „ein Treffpunkt für alle Bürgerinnen und Bürger“ entstehen, an der auch Beratungsangebote im Sinne eines modernen Quartiersmanagements angesiedelt sein könnten. Gespräche mit möglichen Partnern wie der Diakonie oder Arbeiterwohlfahrt laufen. Ein Makler sei außerdem an Bord geholt worden, um die Vermarktung der anderen Objekte, so des Pfarrhauses an St. Stephan, zu unterstützen.
Diskussionen über geschlossene Kirche St. Johannis
Auf der Gemeindeversammlung einzig kontrovers diskutiert wurde der Fall der reformierten Kirche St. Johannis, die vor einigen Wochen für die Nutzung geschlossen werden musste. Eine erste Sichtung im letzten Jahr hatte keine Bedenken aufgeworfen, die kleine Stadtkirche für die Probephase in das Gemeindekonzept aufzunehmen. Eine detailliertere Prüfung hatte jedoch neue Unsicherheiten mit Blick auf die Statik und Elektrik des historischen Gebäudes gebracht. Schweren Herzens musste sich die Gemeindeleitung entscheiden, die Johanniskirche für den Publikumsverkehr mit sofortiger Wirkung zu schließen. Nicht zuletzt aufgrund der Entscheidung der Gemeinde, für die Probephase keine teuren Renovierungsprojekte anzugehen, um die letztlichen Entscheidungen für oder gegen einzelne „auf Probe“ gestellte Gebäude nicht vorwegzunehmen, können zu diesem Zeitpunkt keine Baumaßnahmen unternommen werden. Aber auch dann sei der Platz der kleinen Kirche nach der Probephase nicht gesichert: „Die Zukunft ist ungewiss“, mussten die Vortragenden den Anwesenden mitteilen.
Trotz der vielen Erfolge und der guten Vlotho-weiten Zusammenarbeit in der Leitung der Gemeinde und Gestaltung des Gemeindelebens bleibt noch viel zu tun. „Wir als Gemeindeleitung können nicht für Sie zusammenwachsen“, appellierte daher Geeske Brinkmann an die Anwesenden. Gelegenheiten, sich einzubringen, gäbe es genug - angefangen mit den geplanten Aktionen zur Adventszeit.
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